Tiroler Festspiele Erl

Von Göttern und Menschen

von Barbara Schulz

25. Juli 2023

Brigitte Fassbaender setzt ihre Ring-Inszenierung fort und bringt Wagners Siegfried auf die Bühne der Tiroler Festspiele in Erl – und das erfrischend menschlich.

Sind Götter auch nur Menschen? zeichnet in ihrem Sieg­fried“, der am 8. Juli bei den Tiroler Fest­spielen in Erl Première feierte, die Charak­tere bewusst mensch­lich und insze­niert Wagners Epos als das, was es im Kern – trotz mäch­tiger Krea­turen und magi­scher Kräfte – ist: eine tragi­sche Fami­li­en­saga.

Simon Bailey als Wanderer / Wotan

Auf große Kulissen wird verzichtet, die feinen Nuancen in den Begeg­nungen der verschie­denen Charak­tere tragen die Hand­lung voran – und diese weiß Fass­baender mit ihrer subtilen Regie­füh­rung aus den Darstel­lern heraus­zu­holen. Einzig und allein für den Riesen Fafner, von eindring­lich verkör­pert, fährt sie größere Geschütze auf: Mit Flam­men­werfer bewaffnet legt dieser einen Auftritt hin, der jede Metal-Band blass aussehen lässt.

Anthony Robin Schneider als Fafner – Flam­men­werfer inklu­sive!

Der Münchner Tenor Vincent Wolf­steiner über­zeugt als Sieg­fried, der immer auch etwas bewusst naiv daher­kommt – ein Held mit Ecken und Kanten eben. Chris­tiane Libor gibt mit ihrem durch­drin­genden Sopran eine kraft­volle Brünn­hilde. Stimm­lich heraus­ra­gend ist Simon Bailey als Wotan. Mit warmem, starkem Bass gibt er einen mäch­tigen, doch nahbaren Götter­vater. Diri­gent Erik Nielsen gelingt es trotz akus­ti­scher Heraus­for­de­rungen – im Passi­ons­spiel­haus gibt es keinen Orches­ter­graben, die Musiker sitzen hinter den Sängern auf der Bühne –, feine Nuancen in Wagners Musik hörbar zu machen. Sein Dirigat ist kraft­voll ohne die Sänger zu über­schatten. Fein­fühlig, ohne die durch­schla­gende Kraft in Wagners Musik zu verlieren.

>

Mehr Termine und Info unter www-tiroler-festspiele.at

Fotos: Xiomara Bender